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Brunnenfest fällt nicht ins Wasser

Theaterplatz: Stadtverband der Kulturvereine feiert multikulturell - Besucherzahlen enttäuschen
Seit 26 Jahren gibt es das Brunnen- oder das Solidaritätsfest am Treff, das jeweils in der zweiten Junihälfte im jährlichen Wechsel von den Stadtverbänden der kulturellen beziehungsweise der ausländischen Vereine ausgerichtet wird. Diesmal waren wieder die kulturellen Vereine an der Reihe. Zum 13. Male. Doch die 13 erwies sich eher als Glückszahl. Denn es stimmte fast alles. Das Wetter, das Programm, das international gefärbte kulinarische Angebot, das von der klassischen Bratwurst bis zur spanischen Paella, von südländischen Weinen bis zum zünftigen Bier reichte.
Im frisch abgedichteten Becken des Theaterbrunnens, der dem Fest der kulturellen Vereine seinen Namen gab, war sogar Wasser - was Stadtverbandsvorsitzender Ulrich Waskow ausdrücklich als Besonderheit (,,diesmal wenigstens hat es geklappt") anmerkte. Über das kühlende Nass freuten sich bei hochsommerlichen Temperaturen vor allem die Kinder, die sich vergnügt im Wasser tollten.

Ein Stück weit wohl auch von dem Wunsch getrieben, die Kasse aufzubessern, hatten viele fleißige Helfer der beteiligten Vereine Schwerstarbeit geleistet, mit gastronomische Utensilien ausgestattete Stände aufgebaut und massenweise Bierzeltgarnituren herbeigeschafft. Den Rest erledigten Mitarbeiter der städtischen Ämter, ohne deren Unterstützung ein solches Fest nicht zu stemmen wäre, wie Waskow hervorhob.

Im weiten Rund um den Brunnen konnten sich die Besucher an deutschen und internationalen Spezialitäten laben. Das Angebot, das dank der ,,New Nashville Linedancers" bis nach USA und damit über die europäischen Grenzen hinausreichte, wurde garniert mit einem von Moderator Herbert Pfeifer präsentierten bunten und viel beklatschten Unterhaltungsprogramm aus Musik, Showtanz, Gesang und Folklore.

Bürgermeister und Kulturdezernent Jo Dreiseitel (Grüne) verwies bei der offiziellen Eröffnung auf den Rüsselsheimer Ruf als Stadt mit internationalem Flair und lebendigem Kulturleben, das sich in einem vielgestaltigen, multikulturellen Vereinsgeschehen widerspiegele, ,,welches von unseren deutschen und ausländischen Mitbürgern getragen und gestaltet wird".

Dem Hinweis, dass dem Stadtverband inzwischen mehr als 50 kulturelle Organisationen angehören, fügte Dreiseitel ein Loblied auf die Bedeutung ihrer Arbeit an: ,,Die Rüsselsheimer Vereine stehen für Offenheit, Toleranz und aktive Integrationsbereitschaft. Sie alle leisten wichtige Beiträge gegen eine menschliche Vereinsamung, die in unserer Gesellschaft in zunehmendem Maße wahrnehmbar ist."

Ob indes Dreiseitels abschließender Wunsch, dass dieses traditionelle Rüsselsheimer Fest noch viele Male stattfinden möge, in Erfüllung geht, wird in den Reihen einiger Vereine bezweifelt. Dabei geht es nicht allein um das von Herbert Pfeifer offen angesprochene Problem einer weitgehend abseits stehenden Jugend (,,alle Vereine, was Kultur betrifft, suchen Nachwuchs - das ist eigentlich arm"). Auch der Blick auf die vielen leeren Bänke nährte entsprechende Sorgen: Zu den besten Zeiten am Samstag wurden nicht einmal 300 Besucher gezählt. Am sehr schwülen Sonntag waren es noch weniger.

Eine Lösung könnte sein, dass sich kulturelle und ausländische Vereine zu einem gemeinsamen Stadtverband zusammenschließen. Doch dagegen stehen vor allem religiöse Gründe oder auch die Angst vor dem Verlust kultureller Identität. Da macht man sich im Stadtverband der Kulturvereine keine Illusionen. Vorstandsmitglieder weisen darauf hin, dass muslimische Gruppen unterrepräsentiert waren. Nur zwei machten mit: Der Türkische Kulturverein mit einem Süßes feilbietenden Stand, Gesang- und Musikbeiträgen sowie der türkische Verein ,,Friedenshaus" mit einem Bühnenauftritt.




Autor(en): Heinrich Schreiber /eingest. v. R.D.
Veröffentlicht: 23.06.2008
Quelle(n): Rüsselsheimer Echo 23. Juni 2008